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Gamification – Jeder spielt!

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Denn es um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.

 – Friedrich Schiller 15. Brief, Über die ästhetische Erziehung des Menschen 1795 –

Menschen verbringen in Spielen Höchstleistung. Ob es nun beim Fußball, Golf oder StarCraft 2 ist und das tun sie freiwillig und unentgeltlich. Spiele regen unsere Kreativität an, motivieren, geben uns Ausgleich und fördern Gesundheit, Intelligenz und soziale Kompetenz. Ich spiele gerne! Ich spiele gerne Gesellschaftsspiele, Golf oder mit meiner Tochter und als Mitglied der sogenannten Generation-Y bin ich mit Computerspielen groß geworden und spiele auch diese gerne. Ich bin dabei nicht alleine. Laut Studien spielen 65 % der deutschen Internetnutzer Computerspiele  (Vgl. TNS / Gameindustry.com: 2009).

Aber was ist ein Spiel und warum verbringen Menschen so viel Zeit damit?  Johan Huizinga hat 1956 ein Spiel so definiert: „Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser festgelegter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem Bewußtsein des ‚Andersseins‘ als das ‚gewöhnliche Leben‘“. (Homo Ludens; Vom Ursprung der Kultur im Spiel; Reinbek 1956).

Menschen haben also bei Spielen eine sehr hohe Motivation, freiwillig einer zum Teil komplexen Beschäftigung nachzugehen, welche bestimmten Regeln folgt und diese zu lernen. Computer bieten heutzutage die Möglichkeit, sehr komplexe Spiele zu erstellen. Moderne Computerspiele fördern Kreativität, Intelligenz als auch soziale Kompetenzen, erweitern das Allgemeinwissen und das Alles mit Spaß. (Alles was ein Fernsehabend bei RTL nicht bieten kann und nein, „Wer wird Millionär?“ zählt nicht zum Bildungsfernsehen ;-P) Gamification versucht, diese positiven Eigenschaften zu nutzen und implementiert Spielprinzipien und Prozesse in die Arbeitswelt. Es versucht, eine dauerhafte Verhaltensänderung zu erzeugen, damit Menschen positiver und motivierter bestimmte Dinge erledigen.

Das Prinzip Gamification funktioniert. Große Firmen wie SUN oder Microsoft verwenden Gamification in den verschiedensten Bereichen mit Erfolg. SAP hat zum Beispiel sein SAP Community Network seit April dieses Jahres um Spielprinzipien erweitert. Seitdem werden Punkte, Ränge und Erfolge für bestimmte Aufgaben verteilt, die Benutzer in der Community erledigen. Dadurch wird die Qualität und Quantität der Beiträge gesteigert und somit eine komplexe Wissenbasis für SAP Produkte geschaffen.

Gamification bedient sich verschiedenster Bausteine moderner Computerspiele und hat sehr viele unterschiedliche Aspekte die berücksichtigt werden müssen.

In Spielen werden Gesamtaufgaben in kleine kurze Häppchen unterteilt. So genannte Questreihen. In World Of Warcraft zum Beispiel musste man am Anfang, um Zugang zu einem bestimmten Gegner zu bekommen (Onyxia) einen Schlüssel erspielen. Diese Questreihe schickte den Spieler in alle Teile dieser virtuellen Welt, um verschiedenste Aufgaben zu erledigen. Dabei mussten die Spieler sich zum Teil mit anderen Spielern zusammentun, um die Teilaufgaben zu erledigen und manchmal stupide Aufgaben alleine erledigen. Verwende ich jetzt andere Begriffe, ist dies nichts anderes als Arbeit in einem normalen Unternehmen. Trotzdem machten Millionen von Spielern aus aller Welt dies aus Eigenmotivation freiwillig.

Ich versuche mal, dieses Beispiel auf ein Unternehmen zu projizieren. Als Jahresziel nehmen wir zum Beispiel den Abbau von Lagerhütern in der Summe von 100.000 €. Diese „Questreihe“ wird jetzt in verschiedenste Teilaufgaben unterteilt, welche alle Mitarbeiter aus dem Bereich bekommen. Einige sind wiederholbar („Finde einen Lagerhüter“) einige einmalig („Verschrotte Artikel X“). Für das Erledigen der Teilaufgaben gibt es Punkte (z.B. pro Lagerhüter ein Punkt) und Erfolge (z.B. Trophäe „CSI Lager – Sie finden 5 Lagerhüter“). Diese Erfolge werden für jeden sichtbar gemacht und als Ziele gesetzt. Zudem werden die Erfolge und der Status jedes Mitarbeiters öffentlich ausgestellt (Level, gesammelte Erfolge.) Zudem werden Teams gebildet, die in einer Tabelle nach Punkten angezeigt werden. Punkte können dann am Ende zum Beispiel in zusätzliche Urlaubstage gewandelt werden. Mit diesem Anfang wird aus einer langzeitstrategischen, unternehmerischen Planung ein Spiel.

Für Gamification gibt es keine Patentlösung. Für die jeweiligen Aufgaben und Mitarbeiter muss das Spiel neu erfunden werden. Wichtig ist, dass das Spiel langzeitmotiviert und direktes Feedback gibt, was wohl die wichtigsten Aspekte einer guten Spielifizierung ausmachen.

Gamification ist nicht einfach. Langeweile und Piontification (nur das Verteilen von Punkten) können es unterwandern und nur einen sehr kurzen Motivationsschub bewirken. Eine dauerhafte Verhaltensänderung ist damit nicht gegeben und anfängliche Erfolge können nicht wiederholt werden. Gamification ist ein zu aktualisierender Prozess. Die Herausforderung muss sich stets wandeln und dem „Spieler“ Abwechslung und mehr als nur Punkte bieten.

Gamification steckt noch in den Kinderschuhen und ob es ein Trend ist, der wieder abflaut oder sich fest in die Managementmethodik integriert, bleibt noch abzusehen. Jedoch ist das Potenzial vorhanden. Es bietet ein hohes Maß an Motivation und richtig eingesetzt kann man dauerhaft Menschen dazu bewegen, in langweiligen Aufgaben ein Spiel zu sehen, welches sie gerne spielen.

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